Studie der Uni Erfurt
Autobahnbefürworter verweisen immer wieder auf den angeblichen wirtschftlichen Nutzen von Autobahnen durch die Region. Das ist einfach ein Hirngespinst, wie erneut eine wissenschaftliche Studie der Uni Erfurt belegt. Die Studie "Analyse der regionalwirtschaflichen Effekte des Fernstraßenbaus anhand ausgewählter Autobahnprojekte" beschreibt die Ausgangslage folgendermaßen:

Tatsächlich konnten nämlich bereits seit den 80-er Jahren für Deutschland positive regionalökonomische Wirkungen von Verkehrsinfrastrukturen nicht mehr nachgewiesen werden (vgl. hierzu ausführlicher Gather 2005). Aus den letzten Jahren schließlich sind aus Deutschland keine aktuellen Untersuchungen mehr bekannt, die sich schwerpunktmäßig mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt haben.

Diese Lücke wollten die Autoren Matthias Gather und Philipp Kosok vom Institut für Verkehr und Raum füllen. Sie haben untersucht, ob es einen Zusammenhang gibt, zwischen Autobahnen, der Nähe zu Metropolen und dem Wachstum einer Region. Denn immer wieder wird einfach behauptet, Autobahnen brächten die Region voran. Dieses Dogma führt zur Verschwendung von Mitteln, die sonst gezielt für Wirtschaftswachstum eingesetzt werden könnten. Kurz gesagt: es gibt keinen Zusammenhang von Autobahn und Wirtschaftswachstum. Ausführlich heißt es in der Studie:

Insgesamt lassen sich aus den Regressionsanalysen trotz meist sehr schwacher Signifikanzwerte folgende Erkenntnisse ableiten:

  • Im allgemeinen Maßstab ist ein statistischer Zusammenhang zwischen neuer Autobahnverfügbarkeit und über- bzw. unterdurchschnittlicher regionalwirtschaftlicher Entwicklung für keinen der untersuchten Indikatoren ableitbar.
  • Die wirtschaftliche Entwicklung ist im regionalen Maßstab vor allem durch die Nähe zu besonders leistungsstarken Metropolregionen bestimmt. Mit zunehmender Nähe zum Verdichtungskern nimmt offensichtlich auch die Bedeutung von verfügbaren Autobahnanschlüssen für die gemeindliche Entwicklung zu.
  • In den peripheren ländlichen Räumen hat dagegen weder die (relativ geringe) Nähe zu Verdichtungskernen noch die Autobahnverfügbarkeit einen erkennbaren Einfluss auf die regionalwirtschaftliche Entwicklung.
  • Eine Ausnahme können diese Regionen darstellen, wenn sie – wie im Emsland gezeigt – im „peripheren Mittelpunkt“ mehrerer Metropolregionen liegen und über einen Autobahnanschluss mit diesen Regionen verbunden sind. Diese relative Lagegunst prädestiniert diese Gebiete offensichtlich für distributive Logistikfunktionen und kann so überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum induzieren.

Nach derzeitigem Diskussionsstand wird auch im neuen BVWP 2015 (BMVBS 2012, S. 63 ff.) auf eine Monetarisierung regionalökonomischer Wirkungen in der NKA verzichtet. Der BVWP trägt damit der Erkenntnis Rechnung, dass solche Wirkungen nicht seriös unterstellt werden können. Gleichwohl soll es weiterhin ein „Kriterium Raumordnung“ geben, um bei der Priorisierungsstrategie Projekte, die „zur erheblichen Minderung von den mit der wirtschaftlichen und demographischen gewichteten Erreichbarkeitsdefiziten“ (BMVBW, 2012, S. 76) beitragen, zu berücksichtigen. Auch wenn die entsprechende Methodik noch nicht feststeht, wird offensichtlich, dass alle im Rahmen der vorliegenden Studie untersuchten Autobahnabschnitte in Regionen mit immer noch sehr hohen Erreichbarkeitsdefiziten liegen bzw. diese berühren. Als Konsequenz lässt sich daraus ableiten, dass Autobahnen ganz offensichtlich weder in der Lage sind Erreichbarkeitsdefizite signifikant zu mindern noch die daraus resultierenden Wachstumsschwächen zu beseitigen. 

 Ob das die Politiker endlich mal zur Kenntnis nehmen und anfangen seriös zu argumentieren?

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