"Was heute zu fordern wäre..."
Erwiderung der "Interessengemienschaft Landverlust A39" auf den AZ-Leserbrief von Dr. Jochen Springer, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Pro A39"
Hohnstorf, d. 16.05.14 Sollte die geplante A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg verwirklicht werden, geht landwirtschaftliche Nutzfläche in erheblichem Umfang verloren: Der 105 km langen Strecke würden 650 ha für die Trasse und weitere 1.500 ha für Kompensationsmaßnahmen zum Opfer fallen. Darauf weist die Interessengemeinschaft „Landverlust A 39" hin. Dieser Verbrauch gefährdet bei einigen der landwirtschaftlichen Familienbetriebe die Existenz; landwirtschaftliche Mitarbeiter müssen entlassen werden, nachgelagerte Betriebe verlieren an Ertragskraft.
Die A 39 führt durch die ackerbaulich intensiv bewirtschafteten Landkreise Lüneburg, Uelzen und Gifhorn, ein Hauptanbaugebiet für Zuckerrüben und Kartoffeln. Grundlage der Bewirtschaftung ist die Feldberegnung. Bis heute ist es völlig offen, wie die Beregnung während und nach der Bauphase gesichert werden soll. Lösungsansätze sind nicht in Sicht.
Die geplante Autobahntrasse verläuft auf einer Strecke von 40 km parallel zum Elbe-Seiten-Kanal. Die verbleibende Fläche zwischen Kanal und Trasse ist kaum sinnvoll zu bewirtschaften, denn es entstünden unverhältnismäßig hohe Kosten. Auch sind die Fragen des Wildwechsels und der Vernetzung trotz geplanter Grünbrücken ungelöst.
Das gilt auch für die Frage der Entschädigung für den Landverlust. Die derzeitigen Entschädigungssätze liegen weit unter den derzeitigen Marktpreisen; verlorene Wirtschaftsflächen sind anderweitig nicht wieder zu beschaffen.
Wer rechnen kann, erkennt sofort, bei welchem Verkehrsprojekt der Landverlust geringer ist, bei einer Ertüchtigung der B 4 oder beim Neubau einer Autobahn. Wer rechnen kann, erkennt auch sofort, welche der beiden alternativen Baumaßnahmen die teurere werden würde (bei der vorläufigen Kostenschätzung für die Autobahn, 1,1 Milliarden Euro, sind Landkauf, Anschluss an das untere Wegenetz, passiver Lärmschutz und Flurbereinigung in den Kosten nicht enthalten). Und wer die vorgesehenen Trassenverläufe kennt, weiß sofort, bei welchem mehr Ökosubstanz vernutzt und verhunzt wird.
Wer also politisches und ökonomisches Gespür hat, weiß, was heute zu fordern wäre: bestimmt kein Bau der A 39.