Die A39 soll von Lüneburg nach Wolfsburg auch durch das Gemeindegebiet von Bienenbüttel gebaut werden. Die Bürgerinitiative „Hohnstorf 2011“ ist ein Teil des Widerstandes gegen diesen ökologischen und ökonomischen Irrsinn.
Gemeinsam mit dem Dachverband „KEINE! A39“ und »benachbarten« Bürgerinitiativen, Einzelpersonen und Verbänden kämpfen wir für Verkehr mit Sinn und Verstand.
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Die Planung der Autobahn A 39 bereitet den Verantwortlichen offenbar immer wieder neue Schwierigkeiten. So kann die Planfeststellung für den Abschnitt 2 zwischen Lüneburg und Bad Bevensen frühestens in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres eröffnet werden. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Niedersächsischen Landesregierung auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten Heiner Scholing (Grüne) hervor. Es bestätigt sich erneut, dass die Trasse erhebliche Eingriffe in die Lebensqualität der Anwohner bedeuten und schützenswerte Naturräume zerstören würde. Hinzu kommt, dass Landwirte Ackerland in einem Umfang verlieren, der ihre Existenzen gefährdet – auch das lässt sich aus der Antwort der Landesregierung an Heiner Scholing ablesen. Es fällt den Planern offenbar schwer, Lösungen zu finden, die vor Gericht Bestand haben werden. Wir erinnern uns: Sowohl der Landtagsabgeordnete Jörg Hilmer als auch der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium Enak Ferlemann hatten 2012 den Baubeginn der A 39 für 2013 angekündigt. Inzwischen verschieben sich die dem Bau vorangehenden Planungsverfahren in eine immer fernere Zukunft. Nach Aussage der Landesregierung sieht es für die einzelnen Abschnitte derzeit wie folgt aus: In den Abschnitten 2 (Lüneburg-Bad Bevensen) und 6 (Wittingen-Ehra) soll es mit dem Planungsverfahren in der zweiten Jahreshälfte 2016 losgehen. Für die Abschnitte 4 (Uelzen-Bad Bodenteich) und 5 (Bad Bodenteich-Wittingen) steuert die Landesregierung jetzt das Jahr 2018 an. Besonders gravierende Probleme bereitet offenbar der Abschnitt 3 (Bad Bevensen-Uelzen). Hier ist von 2019 die Rede. In diesem Abschnitt gefährdet die Trasse FFH-Naturschutzgebiete, die unter EU-Recht fallen. Selbst wenn die Planungsverfahren eröffnet sind, ist es noch ein weiter Weg zur Baureife. Im Abschnitt 1 (Lüneburg) läuft das Planfeststellungsverfahren bereits seit 2012. Die Bundesregierung hat vor kurzem mitgeteilt, sie rechnet nicht vor Ende 2016 mit einem Abschluss des Verfahrens. Und erst dann können und werden die Bürgerinitiativen und Umweltverbände gegen die Planung der Autobahn klagen. Die A 39 ist ein Projekt, das auf tönernen Füßen steht. Es hat ein miserables Nutzen-Kosten-Verhältnis und stößt in der Planung auf immer neue Hindernisse. Es wird Zeit, es endlich zu beenden! Die schlechten Aussichten für die A 39 könnten eine Erklärung dafür liefern, dass die Industrie und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg derzeit hilflos bis panisch in Sachen Autobahn agiert. Sie gibt 400.000 Euro für eine Werbekampagne aus, die unter anderem in Kinos für die Autobahn Stimmung machen soll. Geld, das nicht ein einziges Sachproblem löst.Zu den gravierenden Sachproblemen zählt der enorme Landverbrauch, den die Autobahn verursachen würde. Allein für den 20 Kilometer langen Trassenabschnitt 2 gibt die Landesregierung in ihrer Antwort an Heiner Scholing einen direkten Flächenbedarf von 91 Hektar an; hinzu kommen 105 Hektar für Ausgleichsflächen, von denen 70 Hektar der Nutzung vollständig entzogen werden. Damit verliert die Landwirtschaft allein im Streckenabschnitt 2 nach offiziellen Angaben 161 Hektar Nutzfläche. Äußerst vage bleiben zudem die Antworten auf die Frage, wie die Probleme gelöst werden sollen, die sich im Abschnitt 2 aus der Parallellage von Autobahn und Kanal sowohl für den Wildtierkorridor als auch für die Landwirtschaft ergeben. Nach den Vorstellungen der Planer sollen Wildtiere und Landwirtschaft die dortigen Räume irgendwie gemeinsam nutzen. Auch hier gibt es offenbar noch immer keine plausible Lösung.
Die IHK Lüneburg-Wolfsburg hat endgültig die sachliche Ebene verlassen. Mit Werbefilmchen, die in Kinos gezeigt werden, versucht sie nun, Stimmung pro A 39 zu machen. Das Ganze soll 400 000 Euros kosten. Bezahlen müssen dies alle Unternehmen, egal, ob sie gegen oder für die Autobahn sind, egal, ob sie anderes (wie etwa den Breitbandausbau) für wichtiger erachten, und egal, ob sie die albernene Filmchen für sinnvoll halten. Alle Firmen müssen Zwangsbeiträge an die IHK abführen. Angesichts dieser Tatsache kann man sich schon fragen, was die Verantwortlichen treibt, die Gelder ihrer Mitglieder für eine Imagekampagne auszugeben, die keinerlei Einfluss darauf haben wird, ob die Autobahn kommt oder nicht. Denn das entscheidet die Bundesregierung mit der Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans und den Zuweisungen der Gelder für die einzelnen Projekte.
Die IHK Lüneburg-Wolfsburg hat ihre Pro-Autobahn Kampagne auf dem Gelände der Firma Manzke vorgestellt. Ehrenpräsident der IHK ist Eberhard Manzke. Seine Firma dürfte als Beton- und Baustofflieferant einer der großen Profiteure eines Autobahnneubaus sein.
Zu diesen Vorgängen, über die natürlich LZ und AZ berichtet haben, gab es folgende Leserbriefe bzw. Kommentare:
Landeszeitung, 5.9.2015
Was fordert man bei einer Versammlung in einem Betonwerk? Genau! Man verlangt eine Betonschneise, die 100 km lang durch FFH-Naturschutzgebiete, durch Wälder und über Äcker führen soll. Zur Fahrbahn hinzu kommen Brücken, Auffahrten und Parkplätze - die reinste Freude für den Besitzer des Betonwerks. Und er kann sich fein im Hintergrund halten. Die Arbeit erledigen für ihren Ehrenpräsidenten Eberhard Manzke die IHK-Mitarbeiter. Die Pro-A39-Kampagne der IHK setzt auf Emotionen, weil die Fakten gegen den Bau der A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg sprechen. In einem der Werbe-Filmchen, die in Kinos gezeigt werden sollen, hat der deutsche Familienvater dank der A 39 endlich wieder Zeit fürs Kind. Dabei beträgt nach Berechnungen des Verkehrswissenschaftlers Prof. Pez der Zeitgewinn, den die A 39 im Vergleich zu einem dreispurigen Ausbau der B 4 bringen würde, zwischen Uelzen und Wolfsburg fünf (!) Minuten. Merkwürdiges Familienbild! Die immer wieder von IHK-Vertretern und Politikern angeführten Wachstumseffekte sind reines Wunschdenken. Die Zeiten sind vorbei, in denen man nur eine Straße bauen musste, und schon kommen Investoren. Das zeigen alle unabhängigen verkehrswissenschaftlichen Untersuchungen der letzten 25 Jahre. Es konnte im Gegenteil in strukturell schwachen Gebieten sogar ein „auspendeln" beobachtet werden. Heimische Betriebe verlieren gegen die Konkurrenz aus den Ballungszentren. Die A 39 hat ein extrem schlechtes Nutzen-Kosten-Verhältnis. Sie wäre eine Verschwendung von Steuergeldern. Ohne A fehlt uns was, lautet die Kampagne der IHK. Das ist sachlich falsch – mit einer unrühmlichen Ausnahme: Die Bau- und Speditionswirtschaft würde am Autobahnbau verdienen. Auf Kosten vieler anderer.
Petra Schneider, Bienenbüttel
Allgemeine Zeitung, 4.9.2015
Da gehen sie hin, die IHK-Zwangsmitgliedsbeiträge der hiesigen Unternehmen: 400.000 Euro für die Verbreitung eines Rechtschreibfehlers.
Dazu noch die Belästigung Erholung suchender Kinogänger mit unernst behandelten ernsten politischen Themen. Familien, die einen entspannten Abend verbringen wollen, werden sich bedanken.
Es muß sehr schlecht stehen um die Aufnahme der A 39 in den neuen Bundesverkehrswegeplan, wenn die IHK zu solchen Panikmassnahmen greift. Als IHK-Beitragszahler kann ich nur hoffen, dass dieser bald fertiggestellt sein wird. Denn die IHK hat offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass für die Erstellung des Bundesverkehrswegeplans tatsächliche Verkehrsbedarfe herangezogen werden. Werbespots haben auf deren Ermittlung keinen Einfluss.
Das Geld für diese IHK-Kampagne wäre für die Förderung unstrittiger und notwendiger Verkehrsprojekte wie den Schleusenausbau in Scharnebeck sicher besser angelegt. Aber bitte nicht im Kino.
Matthias Sost, Hohnstorf
Allgemeine Zeitung, 2.9.2015
Die Werbespots, die die IHK dem CDU-Verkehrssprecher vorführte, enthalten lediglich einige der bekannten und platten Versprechungen, diesmal aber mit Musik unterlegt. Schlimm an den Werbefilmchen mit ihrer unfreiwilligen Komik ist vor allem, dass sie unsere Region wieder mal zu Unrecht herunterreden und die hier lebenden Menschen wie unfähige Hinterwäldler beschreiben.
Zwei Unternehmer kriegen es in diesen Spots einfach nicht auf die Reihe, ohne eine A 39 ihr Rohmaterial oder auch nur Nahrungsmittel rechtzeitig in die Region zu schaffen. Eine angebliche Familie müsste demnach ohne die A 39 quasi „alleinerziehend" ohne Vater bleiben. Ein künftiger Vater überlegt ernsthaft, ob man hierzulande bei der Geburt des Kindes überhaupt rechtzeitig ein Krankenhaus erreichen könnte oder ob man nicht doch besser „den Standort" wechseln müsse. Auch Fans des VfL Wolfsburg stellt ein Werbefilm als unfähig dar, rechtzeitig das Stadion zu erreichen.
So werden IHK-Mitgliedsbeiträge dafür zweckentfremdet, unsere Region völlig zu Unrecht mit hergesuchten Behauptungen in düstersten Farben zu schildern. Auch nach den ausweichenden Worten des CDU-Verkehrsexperten sollte die IHK-Spitze endlich ihre unfinanzierbaren und regionsschädlichen A-39-Ideologien beenden und sich für einen realistischen und regionaldienlichen Ausbau vorhandener Verkehrswege einsetzen.